Nach der Informationsveranstaltung vom Verein Mensch Natur am 29. September in Birenbach hat der Verein zu einem weiteren Vortrag rund um das Thema Windkraft eingeladen. Nachdem vom Beteiligten zur Anhörung bei der Ausweisung von Windkraftgebieten, Hansjörg Jung, auf die Grundlagen, aber auch die Probleme bei der Stromerzeugung durch Windgeneratoren eingegangen wurde, hat der Verein einen Physiker gewinnen können, der über die grundlegenden physikalischen Gegebenheiten bei der unsteten Energiegewinnung aus unseren Naturräumen berichten wird.
Knapp eine Woche vor der Planungsausschusssitzung des Regionalparlamentes zur Teilfortschreibung des Regionalplanes zur Windkraftnutzung in der Region Stuttgart fand unsere Veranstaltung reges Interesse in der Bevölkerung. Die erste Vorsitzende Gerti Stiefel wies darauf hin, dass ab dem 25. Oktober die Pläne der Vorranggebiete zur Veröffentlichung kommen sollen.
Auch die Regionalplanungen in anderen Regionen, wie in Ostwürttemberg, oder im Neckar-Alb-Kreis laufen. Damit wird es wichtig, dass die Bevölkerung über die hier zu erwartenden Auswirkungen der Planungen im Speziellen, aber auch über die Energiewende im Allgemeinen informiert werden. Auch wurde angesprochen, dass die Bürger selbst Stellung nehmen können. Dieses Recht sollten sie unbedingt in Anspruch nehmen, wenn sie ihre Heimat und die Natur nicht dem Ausverkauf durch Energiekonzerne überlassen wollen.
Professor Dr. Michael Thorwart für theoretische Physik in Hamburg, der aus dem Schwäbischen stammt und den Wert seiner Heimat schätzt, hat hierzu kompetent erklärt, was es mit der Energiewende auf sich hat. Als Physiker kennt er die Zahlen und Ergebnisse der Energiewandlung aus den verschiedensten Energieträgern. So ging er auf die Energiedichte der Grundstoffe ein und verglich diese mit dem Energiegehalt von Schokolade. Dabei konnte man sehen, dass selbst Schokolade eine höhere Energiedichte besitzt, als der zur Stromerzeugung benutzte Wind.
Die Konsequenzen für die Stromproduktion wurden dabei anschaulich begreifbar:
Wenig Energiedichte – viel Material und Kosten für die Verdichtung und Veredelung in Strom.
Damit wird deutlich, dass die Energiewende ein ambitioniertes Vorhaben darstellt, das mit hohen Kosten und Materialverbrauch verbunden ist. Erschwerend hinzu kommt noch die Wetterabhängigkeit des Systems, die gleichsam hohe Kosten und Aufwände beansprucht, um eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung jederzeit mit lebenswichtigem Strom zu gewährleisten.
Auch konnte er darstellen, dass die öffentliche Wahrnehmung in den Medien auf einen Kipppunkt zusteuert, was den Erfolg der Energiewende anbelangt. Es wird wieder häufiger über den Einsatz von moderner Kernenergie gesprochen.
Als Physikprofessor hat er das nötige Rüstzeug, die technische Entwicklung der Kernenergie zu beurteilen. Und die Technik schreitet auch hier fort. So, wie früher die Dampfmaschine als Teufelswerk betrachtet wurde, und heute das Prinzip der Wärmekraftmaschine in der Dampfturbine zur Anwendung kommt, so entwickelt sich auch die Nutzung der Kernenergie aus den Erfahrungen und Erkenntnissen weiter.
Prof. Dr. Thorwart zeigte die neuesten Entwicklungen der sogenannten „Generation IV“ von Kraftwerken auf. Diese werden als Thoriumreaktor, Flüssigsalz oder Molden Salt Reaktor (MSR), oder Dual Fluid Reaktor (DFR) bezeichnet. Dies sind Kraftwerke, die klein skalierbar sind, einfach in der Handhabung und sicher in der Anwendung.
Ein Vorteil dieser Technologien ist, dass sie 95 % des nuklearen Brennstoffes verwerten können. Der Anteil der radioaktiven Stoffe wird damit soweit reduziert, dass die Reststoffe sicher gelagert werden können. Auch könnte man mit dem vorhandenen Atommüll unserer Kernkraftwerke die Stromversorgung von Deutschland 25 Jahre lang sichern.
Mit diesen Anlagen kann auch kein atomwaffenfähiges Uran produziert werden, was bereits in den 1970er Jahren das Aus für die Forschung daran bedeutete.
Allerdings liegen der Bau und die Nutzung nicht in deutscher Hand. Die Firmen sitzen in Canada, Dänemark und USA. Dort werden hauptsächlich die Entwicklungen weitergetrieben und umgesetzt. China baut den ersten Thoriumreaktor, in Ruanda laufen die Vorbereitungen zu einem Dual Fluid Reaktor. In USA wird kräftig an einem schnellen Chloridschmelze-Reaktor (Molten Chloride Fast Reactor, MCFR) gebaut. Die Technologien sind in der Vorbereitungsphase für den Testbetrieb. Die Firma Copenhagen Atomics will 2028 ein günstiges System eines Small Modular Reaktors (SMR) auf Flüssigsalzbasis liefern, mit Stromgestehungskosten von 2 cent/kWh. Was damit möglich ist zeigt ein Bericht im Nuklearforum Schweiz.
Es gibt sie, die Alternativen. Man muss sie nur wollen. Der Schutz unserer Naturräume vor den Profitinteressen der Energiewirtschaft muss uns allen ein Anliegen sein. Deshalb werden wir eine Stellungnahme an die Region Stuttgart vorbereiten, um den Raubbau an unserer Heimat zu verhindern. Diese kann dann als Vorlage für Ihre persönliche Einwendung an Ihre Region dienen.
Weitere Info zu den Planungen im östlichen Schurwald in unserem Beitrag der Veranstaltung vom 29. September in Birenbach.