Eigentlich müsste man annehmen, dass die Windhöffigkeit in Deutschland länderübergreifend konsistent sein müsste. Wenn man allerdings einzelne Windatlanten der Länder vergleicht, stößt man auf ein eigenartiges Phänomen. Es scheint Grenzkontrollen zu geben, die an den Landesgrenzen buchstäblich dem Wind den Wind aus den Segeln nimmt.

Vergleiche zwischen dem baden-württembergischen Windatlas mit dem bayerischen Windatlas zeigen die Grenzverschiebungen deutlich. Jeweils knapp hinter oder vor dem Grenzverlauf sind die Werte komplett anders, so dass eine Windindustrieanlage auf baden-württembergischer Seite an manchen Standorten nach den theoretischen Werten aus den Atlanten doppelt so viel Leistung bringen könnte, wie die Maschine auf der bayerischen Seite.

Dies zeigt eine weitere Studie des Fachgremiums um Prof. Dr. Michael Thorwart, Dipl-Ing (FH) Jörg Saur und Dipl.-Ing. Willy Fritz, teilweise bekannt aus der Analyse zum baden-württembergischen Windatlas 2019, bei der festgestellt wurde, dass die Angaben dort um bis zu 30 % zu hoch ausgewiesen werden. Sie haben nun einen Grenzvergleich der Windhöffigkeit zwischen Baden-Würtemberg und Bayern ausgewertet.

Es herrscht scheinbar bei den Erstellern der Windatlanten länderübergreifende Unklarheit bezüglich der Methodik zur Berechnung des Windprofils. Es wäre sicherlich zu viel hineininterpretiert, wenn man diese Unterschiede auf die jeweilige politische Absicht schieben würde. Dennoch muss man sich fragen:

Wie kann das sein?!

Download der interessanten Vergleichsstudie zwischen dem bayerischen und baden-württembergischen Windatlas von Thorwart, Fritz, Saur:

Auch findet sich die Studie mit dem Titel "Der Windatlas Baden-Würtemberg 2019 und der bayerische Windatlas 2021 im direkten Vergleich entlang der Landesgrenze" auf dem Portal von ResearchGate und kann dort heruntergeladen werden.

Das Magazin "Tichys Einblick" hat das Thema in einer lesenswerten Glosse vom 10. Dezember 2023 mit dem Titel "Wundersame Windvermehrung - Wie die Regierung das himmlische Kind erzieht" aufgegriffen. Dort wird bemerkt:

"In der alten Auflage des Windatlas von Baden-Württemberg hat sich der Wind an vielen Stellen noch nicht blicken lassen. In der neuen Auflage, die das Umweltministerium aus Baden-Württemberg in Auftrag gegeben hat, weht der Wind an genau diesen Standorten plötzlich doch, wie Thorwart und Saur gemeinsam mit Dr. Detlef Ahrborn in einer vorherigen Studie festgestellt haben. Schön, wie der Wind sich den Zielen der Regierung unterwirft. Ein solch anständiges Kind wünschen sich viele Eltern.

In ihrer jüngsten Analyse sind Saur, Fritz und Thorwart dem Erziehungserfolg der Ampel noch weiter auf die Schliche gekommen: Immerhin unterscheiden sich die Prognosen der beiden Atlanten zur Windgeschwindigkeit und zur mittleren gekappten Windleistungsdichte für einen vergleichbaren Standort teilweise um den Faktor zwei, stellen die drei Wissenschaftler fest. Die Messpunkte in Bayern und in Baden-Württemberg liegen laut Studie meist nur wenige Meter entfernt und auf ähnlichen Meereshöhen."

Hier auch der Download unserer Zusammenfassung „Windatlas versus Realität“ der Analyse von Thorwart, Ahlborn, Saur, „Der Windatlas Baden-Württemberg 2019 im Realitätscheck“

Auch die Epoch Times nimmt sich diesem Thema an. In einem Beitrag von Dipl.-Ing. Klaus Hellmuth Richardt, tätig in Entwicklung, Konzeption, Vertrieb, Realisierung, Inbetriebnahme, Betrieb und Modernisierung von Wasserkraft- und thermischen Kraftwerken, und Tim Sumpf, vom 11. Dezember 2023, werden die Unterschiede der beiden Windatlanten aufgezeigt. Sie sprechen die "Wundersame Windvermehrung in Süddeutschland" an und führen Beispiele auf. Auch wird anhand bestehender Anlagen in Baden-Württemberg aufgezeigt, dass diese nicht die Ergebnisse liefern, die der Windatlas verspricht.

Damit wird auch von dieser Seite die Studie zur Analyse des baden-württembergischen Windatlas 2019 in Teilen bestätigt.