Milan-vor-HohenstaufenbkleinDas Komitee gegen den Vogelmord e.V. hat gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz eine 41 seitige Broschüre herausgegeben mit dem Titel „Illegale Greifvogelverfolgung – erkennen, verfolgen, verhindern“. Ausführlich wird die Gesetzeslage beschrieben, die kriminellen Machenschaften und deren Motivation. Einzig auf Seite 27 wird auf die Greifvogelverfolgung aufgrund dem Bau von Windkraftanlagen eingegangen.

Zitat: “ In diesem Zusammenhang ist es besorgniserregend, dass in den vergangenen Jahren vermehrt Verfolgungsaktionen im Bereich von geplanten Windenergieanlagen beobachtet wurden.“

Während im Vorwort von Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Nachstellung und Tötung von Vögeln angeprangert wird und Unterstützung für Initiativen zugesagt wird, die helfen können, dass Schutzbemühungen nicht zerstört werden, wird allerdings in der Broschüre verschwiegen, wie viele Totschlagopfer an Windenergieanlagen zu beklagen sind. Lobend erwähnt sie die Erfassungs- und Dokumentationsstelle für Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (EDGAR). Allerdings würde man sich ein solches Engagement auch für die Opfer der Windstromerzeugung wünschen.

Hierzu muss man das Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) bemühen. Die brandenburgische staatliche Vogelschutzwarte hat sich seit Ausbau der Windkraft mit den Konflikten der Windstromerzeugung befasst und eine Kollisionsdatenbank für Vögel und Fledermäuse eingerichtet, die die vorhandenen, weit verstreuten Einzeldaten und Monitoringberichte über Anflugverluste an Windenergieanlagen in Deutschland und Europa zusammenführt. Die Zahlen sind erschreckend.

Wenn man bedenkt, dass nur die offiziell gemeldeten Schlagopfer registriert werden, kann man davon ausgehen, dass die Dunkelziffer erheblich ist. Es ist Zufall, wenn ein Schlagopfer gefunden wird. Eine konkrete Suche nach toten Vögeln oder Fledermäusen ist nicht etabliert. Tote Tiere werden von Wildtieren gefressen. Auch werden nicht alle bemerkt, die im Gelände verstreut liegen.

Nachfolgend einige Screenshots aus den Daten, die auf der Homepage des LfU heruntergeladen werden können.

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Auffällig ist, dass allein schon in den ersten Zeilen eine erhebliche Zahl an Stockenten in Deutschland an Windkraftanlagen erschlagen werden. Scrollt man weiter, dann ist der Mäusebussard der meistgetötete Vogel, gefolgt vom Rotmilan, Seeadler und Turmfalke.

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In der Summe wurden bereits knapp 5000 Totschlagmeldungen registriert. Von den Kleinvögeln bis zu den Großvögeln. Bei einer hypothetischen Annahme von 1 % an gemeldeten Funden, wären die Verluste gewaltig (siehe nachfolgendes Bild).

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Bei den getöteten Fledermäusen sieht es in der Liste des LfU noch schrecklicher aus. Hier geht das Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung (LIZW) von einer für das Überleben der Arten bedrohlichen Anzahl von 300 000 getöteten Tieren pro Jahr aus.

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Diese Problematik wird von Bundesumweltministerin Steffi Lemke in der Broschüre zur Greifvogelverfolgung jedoch nicht angesprochen. Im Gegenteil. Die Gesetzeslage zum Osterpaket und zur Notverordnung belegt: Dieses Sterben ist gut, da es der "nationalen Sicherheit" dient.

Zudem werden immer wieder von der Windlobby Behauptungen aufgestellt, dass die Schlagopfer an Windkraftanlagen nachrangig sein sollen den Todesopfern durch Räuber, Wilderer oder auch den tödlichen Unfällen an Stromleitungen, Kollisionen an Straßen oder sogar Eisenbahnen. Da hierbei zum Teil auf die Datenerfassung der Eurokite Studie verwiesen wird, hat sich das Team von Eurokite genötigt gesehen, dies in einer Pressemitteilung richtigzustellen.

Auch in einem Bericht über die Todesursachen des Rotmilans ist auf der Homepage von Eurokite zu lesen: „Windkraftanlagen stellen eine potenziell ernsthafte Bedrohung für die Zukunft dar (Duchamp 2003, Mammen et al. 2009, P. Tourret in Lit. 2009), und es müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um das Ausmaß der Bedrohung zu bewerten, die Windparks für die Arten darstellen. Andere weniger bedeutende Bedrohungen sind Stromschlag und Kollision mit Stromleitungen (Mionnet 2007, P. Tourret in Lit. 2009), Jagen und Fangen (Mionnet 2007, P. Tourret in Lit. 2009), Verkehrsopfer, Rohdung, Eiersammlung (auf einer lokalen Skala) und möglicherweise Konkurrenz mit den allgemein erfolgreicheren Schwarzmilanen (Milvus migrans) (Ferguson-Lees et al. 2001, Cardiel in litt. 200, Mammen 2007, Cardiel und Viñuela 2007).“ Unterstreichung durch Verein Mensch Natur.